
Dancing with the waves

Es gibt diese magischen Momente, die uns Fotografen antreiben – Augenblicke, die so flüchtig sind, dass sie normalerweise unserer Wahrnehmung entgehen. Als Fotografin bin ich ständig auf der Suche nach genau solchen Momenten, in denen sich etwas Authentisches, nicht Inszeniertes offenbart. Das Foto Dancing with the Waves entstand während eines solchen unwiederbringlichen Augenblicks.
Was auf diesem Foto zu sehen ist, geht weit über einen simplen Schnappschuss hinaus. In diesem einen Moment verschmilzt der Mensch mit dem Element Wasser. Die Welle umhüllt meinen Sohn Alexander, als würde sie ihn umarmen, während er sich ihr hingibt. Es ist ein Tanz zwischen Mensch und Natur, zwischen Kontrolle und Hingabe, zwischen Kraft und Anmut.
Als Fotografin interessieren mich genau diese Schnittstellen – die flüchtigen Begegnungen, in denen wir Menschen für einen Moment Teil von etwas Größerem werden. Die technischen Aspekte der Fotografie – die perfekte Belichtung, der präzise Moment des Auslösens, die Komposition – sind dabei nur Werkzeuge, um diese tiefere Verbindung sichtbar zu machen.
Der fotografische Moment ist ein Geschenk, das man nicht erzwingen kann. Man kann sich vorbereiten, antizipieren, geduldig warten – doch letztlich ist es wie ein unerwarteter Fund auf einer langen Wanderung. In Dancing with the Waves verdichtete sich alles im Bruchteil einer Sekunde: Die Wassertropfen, die in der Luft zu schweben scheinen, das Licht, das durch die Gischt bricht und diese fast überirdische Atmosphäre erzeugt, die Bewegung, die gleichzeitig dynamisch und schwerelos wirkt.
Dieser eingefangene Moment zeigt, warum ich die Fotografie so liebe: Sie ermöglicht es, einen Augenblick aus dem Strom der Zeit herauszulösen und ihn für die Ewigkeit festzuhalten. Was für das bloße Auge zu schnell vergeht, wird durch die Fotografie sichtbar gemacht. Das Flüchtigste wird zum Bleibenden.
Dass dieses Bild nun im Rahmen der Ausstellung MENSCHENBILDER TIROL 2024 am Sparkassenplatz in Innsbruck gezeigt wurde, erfüllt mich mit besonderer Freude. Die Open-Air-Ausstellung der Berufsfotografen Tirol bringt Fotografie in den öffentlichen Raum und macht sie für alle zugänglich. Bei der Eröffnung neben meinem großformatigen Bild zu stehen, war ein schöner Moment der Anerkennung für meine Arbeit.
Dancing with the Waves steht beispielhaft für meine fotografische Philosophie: den entscheidenden Moment zu erkennen und festzuhalten, in dem sich etwas Wahrhaftiges offenbart. Die technische Herausforderung bei Wasser- und Bewegungsaufnahmen liegt darin, das perfekte Timing zu finden. Ein bisschen zu früh oder zu spät ausgelöst, und der magische Moment ist verloren. Es braucht ein Gespür für den Rhythmus des Geschehens vor der Linse, ein intuitives Wissen, wann dieser eine, vollkommene Augenblick kommt.
Was mich an solchen Bildern fasziniert, ist ihre Doppelnatur: Einerseits frieren sie Zeit ein, andererseits strahlen sie Dynamik und Bewegung aus. In dieser Spannung liegt für mich die besondere Kraft der Fotografie. Dancing with the Waves zeigt nicht nur die physische Interaktion zwischen Mensch und Wasser, sondern transportiert auch das Gefühl der Freiheit und Lebensfreude, das in diesem Moment liegt.
In einer Zeit, in der wir von schnelllebigen Bildern überflutet werden, möchte ich mit meiner Fotografie zum Innehalten einladen. Zum genauen Hinschauen, zum Eintauchen in einen eingefrorenen Moment, der in seiner Intensität weit über den Bruchteil einer Sekunde hinausreicht, in dem er entstanden ist.
Die wirklich besonderen Fotos entstehen oft, wenn wir als Fotografen nicht kontrollieren, sondern bezeugen. Wenn wir offen bleiben für das Unerwartete, für jene kostbaren Sekunden, in denen sich vor unserer Linse etwas Magisches ereignet. Dancing with the Waves erinnert mich jedes Mal daran, was Fotografie für mich bedeutet: das Flüchtige festhalten, das Unsichtbare sichtbar machen und einen Moment der Verbundenheit für die Ewigkeit bewahren.