Zeit Stille Ort © Barbara Löffler

Zeit Stille Ort

In meiner Fotoserie Zeit Stille Ort habe ich mich auf eine besondere Reise begeben – nicht nur geografisch durch die Straßen und Gassen von Venedig und anderen Orten, sondern auch in die Dimension der Zeit hinein. Diese Sammlung ist eine visuelle Meditation über das Verweilen, über Momente des Innehaltens und über die leise Sprache der Dinge, die oft übersehen werden.

Während viele Fotografen nach der großen Perspektive suchen, nach dem umfassenden Blick von erhöhten Standpunkten, nach den ikonischen Bildern, die jeder kennt, zieht es mich in die gegenläufige Richtung. Ich bewege mich induktiv durch die Orte, die ich besuche. Das heißt, ich beginne mit dem Detail, mit dem Kleinen, mit dem Unscheinbaren, und lasse daraus meine persönliche Erzählung des Ortes entstehen.

In Zeit Stille Ort geht es um genau diese Art des Sehens. Ein verwittertes Fenster mit blauen Rahmen, ein von Efeu umwachsenes Haus, eine Sammlung kleiner Muscheln auf einem Stein – diese Bilder sind keine Momentaufnahmen im herkömmlichen Sinn. Sie sind vielmehr Zeugnisse eines verlangsamten Blicks, eines geduldigen Wartens, bis sich die Essenz eines Ortes offenbart.

Zeit ist in diesen Fotografien nicht nur ein technischer Parameter der Aufnahme, sondern selbst Gegenstand der Betrachtung. Die Patina auf alten Mauern, die sanfte Verwitterung von Holz, das Spiel von Licht und Schatten, das sich nur dem geduldigen Beobachter zeigt – all das spricht von der Vergänglichkeit und zugleich von der Beständigkeit der Dinge.

Die Stille, die in diesen Bildern mitschwingt, entsteht nicht durch Abwesenheit, sondern durch konzentrierte Präsenz. Es ist die Stille des aufmerksamen Beobachtens, des geduldigen Wartens, bis ein Ort sein Geheimnis preisgibt. Vielleicht ist es kein Zufall, dass viele dieser Bilder in den frühen Morgenstunden entstanden sind, wenn die Welt noch nicht vom Lärm des Alltags erfüllt ist.

In den Schatten, die sich über eine Mauer legen, in den geometrischen Mustern, die durch Licht und Architektur entstehen, in den kleinen Objekten, die jemand zurückgelassen hat – darin finde ich eine universelle Sprache, die nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Es ist eine Sprache der Stille und der Kontemplation, die ich in Venedig ebenso sprechen kann wie in Paris oder auf einer abgelegenen Insel.

Meine fotografische Herangehensweise ist geprägt von Reduktion. Ich reduziere, bis nur das Wesentliche bleibt. Ein Buddha-Figürchen am Strand, ein Stück Stoff, das im Wind weht, ein verkratztes Fenster mit Spiegelungen – diese scheinbar nebensächlichen Motive tragen für mich oft mehr Bedeutung als die großen Sehenswürdigkeiten.

In Zeit Stille Ort folge ich einem inneren Rhythmus des Sehens, der mich an jedem Ort der Welt begleitet. Es ist eine Art des Fotografierens, die nicht darauf abzielt, einen Ort zu dokumentieren oder zu erklären, sondern ihn zu erfühlen, seine verborgene Poesie zu entdecken.

Vielleicht erinnern diese Bilder den Betrachter daran, dass es im Zeitalter der Beschleunigung und des visuellen Überflusses eine besondere Qualität hat, langsam zu sehen, zu verweilen, und in der Stille die feinen Zwischentöne wahrzunehmen, die sonst im Rauschen der Welt untergehen.

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