
Fotoprojekt FAULT LINES
In meinem Fotoprojekt FAULT LINES erkunde ich die faszinierenden Grenzlinien zwischen Realität und Imagination. Diese Arbeit entstand im Sommer 2023 während der SICILY MASTERCLASS unter der Leitung des Fotografen Mimi Mollica. Sie stellt für mich eine intensive Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung von Räumen und deren verborgenen Dimensionen dar.
Die sizilianische Landschaft mit ihren geologischen Bruchlinien, historischen Schichtungen und kulturellen Überlagerungen bot mir den idealen Nährboden für meine fotografische Erkundung. Ich habe mich bewusst für eine künstlerische Herangehensweise entschieden, bei der ich alltägliche Orte und Situationen durch spezielle Belichtungstechniken aus ihrer Realität herauslöse.
Was mich bei diesem Projekt besonders faszinierte, war die Möglichkeit, durch Fotografie Räume zu erschaffen, die zwischen dem Greifbaren und dem Imaginären oszillieren. Die verlassenen Stühle, die sanft beleuchteten Treppenhäuser, die von Licht durchfluteten Vorhänge und die in Überbelichtung verschwimmenden Pflanzen – sie alle werden zu Elementen einer Szenerie, die unwirklich und doch seltsam vertraut erscheint.
Während meiner Arbeit entdeckte ich Parallelen zu Italo Calvinos Beschreibung der Stadt Agria in seinem Werk „Die unsichtbaren Städte“. Agria ist eine Stadt ohne Luft, nur Erde, mit unterirdischen Straßen – eine Stadt, die in und unter der Erde lebt. Diese literarische Analogie half mir, meine eigene fotografische Sprache für die Bruchlinien zu finden, die ich erkunden wollte.
In meinen Bildern suche ich nach jenen Momenten, in denen das Alltägliche sein gewohntes Erscheinungsbild verliert und eine poetische Transformation erfährt. Die hochbelichteten, fast ausgewaschenen Ästhetik meiner Fotografien schafft eine Distanz zur dokumentarischen Realität und öffnet Räume für die Vorstellungskraft des Betrachters.